Eine Gutskapelle mit langer Geschichte

Die Hubertuskapelle bei Großwinkelhausen (Winkelhauser Kapelle) wird schon seit über 500 Jahren für kirchliche Feiern genutzt

 

1436 Erste Erwähnung – Fronleichnamsprozession

In der Beschreibung der Fronleichnamsprozession vom damaligen Wittlaerer Pastor Jakob Mitteldorp erfahren wir zum ersten Mal von der Winkelhauser Kapelle, an der die Fronleichnamsprozession auf ihrem langen Weg um den Pfarrsprengel Halt machte: „Zum siebenden gehet man den groeinen wegg auß zu dem sichenhauß, dass vor dem Keßelsbergh ligt. Den Kesselbergh vnnd daß sichenhauß lest man auf die lincke hand liggen vnnd gehet die straß auß fur Winkelhausen fur die capell. Da helt man die zweyte predigh; vnnd daß euangelium des h. sacramentsdagh wird gesungen vnnd gepredigt. Nach der predig singt man Tantum ergo sacramentum.“  

 

1476 Dem hl. Hubertus geweiht

In alten Akten der Kellnerei Angermund ist die Winkelhauser Kapelle wie folgt erwähnt: „Capell gelegen ufm heiligen Wege, genant Sanct Hupprechts Capell.“  

 

1560 Glocke

Auf der im Dachreiter befindlichen Glocke ist eine heute noch gut lesbare Inschrift eingraviert. In die heutige Sprache übersetzt lauten sie: „Anna Ketteler …, im Jahr 1560 goss mich Wilhelm Hachman.“ Die Glocke stammt demnach aus der bekannten Werkstatt der Glockengießerfamilie Hachman in Kleve. Anna Ketteler/Kettler († 1570) war mit Johann von Winkelhausen verheiratet. Die Glocke hat also schon in der alten Winkelhauser Kapelle die Gläubigen zu kirchlichen Feiern gerufen.  

 

17. Jahrhundert: die Barockkapelle

In der Barockzeit (1600-1750) wurde eine neue Kapelle errichtet, über die leider schriftliche Aufzeichnungen fehlen, so dass wir auf andere Quellen angewiesen sind. Einige Jahre nach dem Ende des dreißigjährigen Krieges begann in Winkelhausen eine rege Bautätigkeit. Beim Umbau des Torhauses von Winkelhausen, der im Jahre 1668 abgeschlossen war, wie die im Mauerwerk eingemeißelte Jahreszahl verrät, spielt die Hubertuskapelle planerisch eine besondere Rolle, da sie in der Sichtachse auf das Torhaus ausgerichtet ist. Wenn man das Torhaus vom Hof aus durchschreitet, erscheint die Frontseite der Kapelle mit Dachreiter und Glocke wie in einem Rahmen. Wir können daher davon ausgehen, dass die Kapelle zeitnah zum Umbau des Torhauses errichtet worden ist. Am Torhaus befindet sich ein Allianzwappen derer von Winkelhausen (links) und Waldbott von Bassenheim (rechts). Das Winkelhauser Wappen zeigt ein Teerkranzeisen, ein altes Beleuchtungswerkzeug, das Wappen Waldbott von Bassenheim einen sechsstrahligen Stern. Das Allianzwappen ist auf eine Eheschließung zurückzuführen: Johann Heinrich von Winkelhausen heiratete 1634 Maria Agnes Waldbott von Bassenheim. Johann Heinrich von Winkelhausen war jülichscher und bergischer Kanzler am Düsseldorfer Hof. Das Allianzwappen befindet sich auch an der Hubertuskapelle über der Eingangstür.  

 

1790 Hochzeit

Die Winkelhauser Kapelle war nicht nur Ziel der Fronleichnamsprozession oder anderer Prozessionen, sondern diente auch als kirchlicher Raum für Messen und Hochzeiten. In einem Verkündigungsbuch des damaligen Wittlaerer Pastors Johann Adam Ostertag heißt es 1858: „Soeben komme ich (am 4. August) von der zu Bockum im Hause ihres Schwiegersohnes Joseph Franken krank darniederliegende Frau Vonderheit, die mir erzählte, dass ihre Mutter, eine geborene Sültenfuß vom Gruenenkothen am Baum (=Großenbaum; Großenbaum gehörte damals zur Pfarre Wittlaer) im Jahre 1790 in der Kapelle zu Winkelhausen kopuliert worden sei.“  

 

1831 Keine Prozession mehr nach Winkelhausen

Aufgrund einer Verordnung des Kölner Erzbischofs musste die Prozession nach Winkelhausen eingestellt werden: „Zufolge der Verordnung seiner erzbischöflichen Gnaden sollen keine Prozessionen gehalten werden zu Kapellen und Orten, wo Markt oder Verkauf von Getränken beim Zusammenkommen der Leute stattfindet, um allda Predigt und Kirchmess zu halten. Deswegen kann also die Prozession nach Winkelhausen nicht mehr erhalten werden.“  

Bildergalerie: Die Hubertuskapelle von außen 

1906 Renovierung

An die Renovierung der Kapelle erinnert eine Tafel im Inneren. Der lateinische Text ins Deutsche übersetzt lautet: „Zur frommen Erinnerung an das hochberühmte Geschlecht der Grafen von Winkelhausen, welches im 18. Jahrhundert erloschen ist, hat die Restaurierung dieser Kapelle im Jahre 1906 veranlasst Alfred, der erste Fürst von Hatzfeldt-Wildenburg, ein Ururenkel von Isabella, der letzten Gräfin von Winkelhausen.“

 

1907 Drei Messen jährlich in der Kapelle

Auf Gesuch des Fürsten von Hatzfeldt genehmigte das Erzbistum Köln, drei Messen jährlich vom Dechanten und Wittlaerer Pfarrer Franz Frank in der dem Fürsten gehörenden Kapelle zu Winkelhausen gegen ein Honorar von 10 Mark pro Messe lesen zu lassen. Der Fürst wünschte die Messen unter folgender Intention gelesen zu haben: 1. für den Grafen Edmund Florenz von Hatzfeldt-Weisweiler und seine Gemahlin Isabella, Gräfin von Winkelhausen, Erbin von Winkelhausen und Kalkum; 2. für Antoinette, Gräfin von Hatzfeldt-Weisweiler, geborene Freiin von Kortenbach; 3. für den Grafen Edmund von Hatzfeldt-Wildenburg und seine Gemahlin Sophie, Gräfin von Hatzfeldt-Schönstein. Der Fürst wies darauf hin, dass sämtliche Utensilien zur Darbringung des Messopfers mit Ausnahme der Paramente in der Kapelle vorhanden seien.

 

1948 Doppelhochzeit Sonnen

In der Kapelle fand eine Doppelhochzeit statt: Der Landwirt Ludwig Sonnen, Sohn des Wilhelm Sonnen und seiner Ehefrau Wilhelmine von Gut Großwinkelhausen, heiratete am 7. September 1948 Gertrud Brockerhoff vom Hof und Gasthaus „Im Jäger“ an der Duisburger Landstraße 39. Alex Wirtz heiratete Wilhelmine Sonnen von Gut Gtoß-Winkelhausen, eine Schwester des Ludwig Sonnen.

 

1967 Bittprozession

In den 1950er und 1960er Jahren verfiel die Kapelle zusehends. Sie befand sich schließlich in einem unbeschreiblich desolaten Zustand. 1967 vermerkt der Wittlaerer Pastor Heinrich Stypertz in der Pfarrchronik: „Die große Bittprozession am Tag vor Christi Himmelfahrt, an der alle Schulkinder und früher auch das Reitercorps der Bruderschaft mit Standarte teilnahmen, konnte jetzt nicht mehr zur Gutskapelle Großwinkelhausen stattfinden. Diese Kapelle, Eigentum der Fürstlich Hatzfeldt’schen Verwaltung, ist trotz meiner jahrelangen Bitten um Erneuerung in derart unwürdigem Zustand, dass ich mich geweigert habe, dort das heilige Messopfer zu feiern.“

 

1981 Schenkung an die Stadt Düsseldorf

Der Eigentümer der Hubertuskapelle, Graf Hermann von Hatzfeldt-Dönhoff, bot der Stadt Düsseldorf die Kapelle am 30. Januar 1981 zum Geschenk an. Der Rat der Stadt Düsseldorf nahm die Schenkung am 16. Juli 1981 an.

 

1981 Gründung des „Förderkreis St. Hubertus-Kapelle Großwinkelhausen e.V.“

Um dem weiteren Verfall der Hubertuskapelle entgegenzuwirken, beschlossen einige engagierte Bürgerinnen und Bürger, einen Verein zur Erhaltung und Nutzung der Hubertuskapelle zu gründen. Die Gründungsversammlung fand mit 10 Teilnehmern in der Gaststätte Peters statt. Der Verein nannte sich „Förderkreis St. Hubertus-Kapelle Winkelhausen e. V.“. Vorsitzender wurde Dr. Hermann Eich, der auch gleichzeitig Vorsitzender des Heimat- und Kulturkreises Wittlaer war. Maximilian Graf von Spee erklärte sich bereit, das Protektorat zu übernehmen. Der Verein wandte sich mit dem Slogan „Rettet die Hubertuskapelle“ an die Öffentlichkeit.

 

1982 Sanierung abgeschlossen

Unter Federführung des „Förderkreis St. Hubertus-Kapelle Großwinkelhausen e.V.“ wurden die Sanierungsarbeiten an der Hubertuskapelle durchgeführt und zum Abschluss gebracht. Die Kosten beliefen sich auf 165.000 DM, an denen sich die Stadt Düsseldorf, Graf Hatzfeldt und das Land aus dem Denkmalförderungsprogramm beteiligten. Hinzu kamen noch größere Spenden und ehrenamtlich geleistete Arbeiten von Handwerkern. Die Einweihung fand am 3. November, dem Namensfest des hl. Hubertus, in Anwesenheit von Oberbürgermeister Josef Kürten, Dr. Hermann Eich als Vorsitzender des „Förderkreis St. Hubertus-Kapelle bei Großwinkelhausen e.V.“, Pfarrer Friedrich Ropertz von der kath. Pfarrgemeinde St. Remigius Wittlaer und Pfarrer Hans-Joachim Engels von der evangelischen Gemeinde Kaiserswerth statt.

 

1984 Bußgang der Wittlaerer Bruderschaft

Am 13. April fand zum ersten Mal ein Bußgang der Wittlaerer Bruderschaft zur Hubertuskapelle statt. Nach einer Messe in St. Remigius führte der Weg über die Felder nach Gut Großwinkelhausen. Die Teilnehmer kamen nicht nur aus Wittlaer, sondern auch von Bruderschaften aus Angermund, Lintorf, Kalkum und Unterrath. Die durch viele Kerzen erleuchtete Kapelle und die helle Kapellenglocke luden die Teilnehmer zu einer ökumenischen Andacht ein. Danach ging es wieder zurück durch die Dunkelheit nach Wittlaer.

 

2004 Auflösung des „Förderkreis St. Hubertus-Kapelle Großwinkelhausen e.V.“

Die Stadt Düsseldorf sah im Weiterbestehen des „Förderkreis St. Hubertus-Kapelle Großwinkelhausen e.V.“ keine Notwendigkeit und zeigte sich für den Erhalt der denkmalgeschützten Kapelle selbst verantwortlich. Daraufhin wurde von den Vereinsmitgliedern die Auflösung beantragt. Sie erfolgte 2004 durch Veröffentlichung im Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf.

 

2013 Gründung des „Förderverein Hubertus-Kapelle e. V.“

Obwohl die Stadt Düsseldorf sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Hubertuskapelle zu erhalten und zu pflegen, geriet sie doch bei der Denkmalbehörde immer mehr in Vergessenheit und verfiel in einen baufälligen Zustand. Da die Stadt auf die Mithilfe und Initiative der Bürger angewiesen ist, gründete sich am 18. September 2013 auf Gut Großwinkelhausen der „Förderverein Hubertus-Kapelle e. V.“, der sich nun zusammen mit städtischen Ämtern und Spendengeldern aus der Bevölkerung um die Sanierung und den Erhalt der Kapelle bemüht.

 

20. Mai 2017: Segnung der restaurierten Kapelle

Der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel, der seine Unterstützung für den Erhalt und die Restaurierung der Hubertuskapelle zugesagt hatte, sprach das Grußwort zur Eröffnung der Feierlichkeiten. Die Segnung nahm der Generalvikar des Erzbistums Köln, Domkapitular Dr. Dominik Meiering, unter Assistenz des leitenden Pfarrers des Pfarrverbands Angerland/Kaiserswerth Oliver Dregger vor. Die musikalische Begleitung erfolgte durch den Kirchenchor St. Cäcilia Wittlaer unter Leitung von Heinz-Jacob Spelmans. Die Ansprache des Vorsitzenden des Fördervereins Hubertus-Kapelle e. V., Ratsherr Andreas Auler, ging auf die Planung und Durchführung der Restaurierung in den letzten Jahren ein. Bezirksbürgermeister Stefan Golißa, der sich in der Bezirksvertretung 5 für die Bereitstellung der finanziellen Mittel für die Restaurierungsarbeiten eingesetzt hatte, lobte den erfolgreichen Abschluss dieses Projektes. Musikalisch umrahmt war diese Feier durch das Zeppenheimer Bläsercorps. Aus der ganzen Umgebung waren Mitglieder der Bruderschaften, der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden, der Heimatvereine, der Schulen, der Kindergärten und viele interessierte Bürger erschienen. Zum Abschluss trafen sich die Teilnehmer der Eröffnungsfeier auf Gut Großwinkelhausen zu einem geselligen Beisammensein. Es nahmen über 250 Besucher an der Eröffnungsfeier teil. Künftig wird sich der Förderverein Hubertus-Kapelle für den Erhalt des barocken Denkmals wie auch für eine satzungsgemäße Nutzung des kleinen Gotteshauses einsetzen.   

 

Text: Bruno Bauer                         

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